Inhalt
Bouldern bezeichnet das Klettern ohne Seil und Klettergurt an Wänden oder Felsblöcken in Absprunghöhe.
Der Begriff Bouldern kommt von dem Englischen Wort boulder, der auf Deutsch mit Felsblock übersetzt werden kann. Bezeichnet werden damit meist Felsen, die eine überschaubare Größe besitzen und häufig losgelöst vom Felsmassiv frei stehen.
Beim Bouldern wird in der Regel nicht über eine Höhe, die einen sicheren Absprung ermöglicht hinaus geklettert. Bei größeren Höhen, von denen nicht mehr sicher abgesprungen werden kann spricht man von Free Climbing.
Es kann daher ohne Seil und Klettergurt gebouldert werden. Zur Ausrüstung eines Boulderers gehören daher lediglich Boulderschuhe, Magnesia in einem Chalkbag und eventuell eine Bürste zum Reinigen der Griffe und Tritte.
Was ist der Unterschied zwischen Bouldern und Klettern?
Bouldern ist eine Disziplin des Kletterns, so wie der Sprint eine Form des Laufens ist. Da beim Bouldern in geringer Höhe an Felsen oder Wänden geklettert wird, unterscheidet es sich maßgeblich von anderen Formen des Sportkletterns, bei denen oft ein Seil zur Sicherung verwendet wird. Sowohl das Sportklettern mit einem Seil als Sicherung wie auch das Bouldern sind Formen des Freikletterns. Also dem Klettern mit Füßen und Händen ohne zusätzliche Hilfsmittel. Auch beim Sportklettern dient das Seil nur der Sicherung, nicht aber der Fortbewegung.
Unter Klettersportlern wird der Begriff Klettern häufig für das Sportklettern mit Seil und der Begriff Bouldern für das Klettern ohne Sicherung in geringer höhe verwendet.
Worauf kommt es beim Bouldern an?
Bei diesem Sport geht es nicht etwa darum, den Fels oder die Wand möglichst schnell hinaufzuklettern. Es geht vielmehr darum, die Route selbst mit ihren Problemen und Herausforderungen zu bewältigen und daran zu wachsen.
Auch wenn das Erreichen des “Top” das Ziel ist und die Befriedigung bringt, kommt es doch darauf an, Lösungen für die Route zu finden. Eine wichtige Rolle spielt dabei nicht nur die Kraft und Ausdauer, sondern vor allem die Technik. Tatsächlich ist die reine Muskelkraft nicht der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche Lösung der Route. In sogenannten Schlüsselstellen wird viel mehr die Erfahrung, Beweglichkeit, Körperspannung und Technik des Klettersportlers herausgefordert.
Bouldern in der Halle und am Fels
Sowohl das Sportklettern als auch das Bouldern kann an Felsen draußen wie auch in Hallen (sogenannten Kletter- oder Boulderhallen) ausgeübt werden.
Das Bouldern in der Halle unterscheidet sich dabei deutlich vom jenem am Fels. In der Halle sind die Routen in der Regel farblich markiert. Das bedeutet, dass wenigstens eine Art der Lösung der Route vorgegeben ist, auch wenn weitere Lösungen durchaus möglich sind. Dies vereinfacht die Orientierung an der Wand und setzt einen stärkeren Fokus auf die einzelnen Züge.
Am Fels sind die Routen häufig sehr viel weniger eindeutig. Gerade bei wenig geboulderten Routen oder ganz unberührten Felsen, ist nicht unbedingt zu erkennen, wo ein nächster Griff oder Tritt gesetzt werden kann. So muss mehr noch als in der Halle für jeden Zug nicht nur ein Ziel, sondern auch eine Bewegung definiert werden. Grundsätzlich kann daher gesagt werden, dass das Bouldern am Fels wesentlich schwieriger ist, als in der Halle.
Warum ist bouldern so beliebt?
Gerade das Bouldern in der Halle hat dem Sport in den letzten Jahren viele neue Anhänger gewonnen. Die niedrigen Zugangsvoraussetzungen an Können und Ausrüstung, haben einen großen Reiz für viele mit diesem Sport zu beginnen. Zudem ist das Verletzungsrisiko durch dicke Matten in den Hallen überschaubar. Schuhe und Magnesia im Chalkbag können in den meist ausgeliehen werden, sodass lediglich Sportklamotten mitzubringen sind.
In den Boulderhallen werden die einfachen Routen extra so einfach geschraubt, dass auch ein ganz unerfahrener Anfänger erste Gehversuche machen kann. Durch eine schlichte Einweisung durch das Personal oder andere Besucher können dabei sogar schnell Fortschritte und Erfolge erzielt werden, die ausschlaggebend für die hohe Motivation weiterzumachen sind.
Tatsächlich können viele Anfänger schon schnell eine Verbesserung ihrer Ausdauer, Kraft und vor allem Technik merken, wenn sie einige Tipps für Boulder-Anfänger beachten.
Sport für Kopf und Körper
Wie bereits gesagt, kommt es nicht nur auf den körperlichen Einsatz an, sondern vor allem auch auf die Fähigkeit die Herausforderungen der Routen technisch zu lösen. Dazu muss die Route “gelesen” und verstanden und die möglichen Züge vorausgedacht werden.
Dies sorgt dafür, dass der Sport auch eine starke Konzentration erfordert, die andere Gedanken in den Hintergrund treten lässt. Diese Befreiung von anderen Gedanken und die körperliche Aktivität führen zu einem beinahe meditativen Zustand, eine starke Konzentration auf das hier und jetzt.
Welche Effekte hat das Bouldern auf mich?
Bouldern fordert Kopf und Körper gleichermaßen. Regelmäßiges Betätigung in diesem Sport stärkt die Muskulatur, Körperspannung, Fingerkraft, Koordination, den Gleichgewichtssinn, die Konzentrations- und Problemlösungsfähigkeit.
Es sorgt aber auch für ein verbessertes Selbstbewusstsein, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Auseinandersetzung mit den eigenen Ängsten. Eine Studie erforscht derzeit sogar die Möglichkeiten mit Bouldern gegen Depression anzugehen.
Die Geschichte des Boulderns
Bereits im 19. Jahrhundert wurden in Fontainebleau herumliegende Felsen bestiegen. Auch heute gehört Fontainebleau noch zu den beliebtesten Bouldergebieten Europas.
Maßgeblich geprägt wurde der Bouldersport von John Gill aus den USA in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Gill setzte seine im Gerätesport erlernte Technik erstmals für den neuen Klettersport ein. Bis dahin galt die sogenannte Dreipunkttechnik, nach der immer drei Gliedmaßen des Klettersportlers an der Wand sein sollte. Gill nutzte dagegen eine dynamische herangehensweise, die den Schwung der letzten Bewegung für den nächsten Zug nutzte. Dadurch entsteht eine fließende Gesamtbewegung, die auch Flow genannt wird.
Neben dem Einsatz dieser neuen Technik, die bis heute ebenso wie die Dreipunkttechnik je nach Route eingesetzt wird, brachte John Gill auch den Einsatz von Magnesia in den Bouldersport. Die Bewertungsskala für die Schwierigkeit der Routen, die Gill entwickelte hat sich jedoch nicht durchgesetzt, da sie mit nur drei Abstufungen zu undifferenziert war.
John Gill über das Bouldern in dem Film „On the Rocks“
Seit den 1990er Jahren hat sich der Bouldersport rasant verbreitet. Die niedrigen Einstiegshürden, die Herausforderungen an Kopf und Körper aber sicherlich auch der soziale Aspekt des Boulderns haben dem Sport eine ganz neue Reichweite beschert. Nicht zuletzt ist es wohl auch dem aktuell großen Fitness-Drang zu verdanken, dass sich immer mehr Menschen zu diesem Sport hingezogen fühlen. Immer mehr Boulderhallen öffnen ihre Tore für Kletterwütigen aller Altersklassen und bisher ist kein Ende in Sicht!